Off season

(von Geri Tallafuss)

 

Ja, man merkt es schon… Man sieht aus dem Fenster und spürt förmlich den Winter kommen. Die Rolle schreit schon wieder nach Gesellschaft…

So mancher tritt schon jetzt die erste Flucht in den Süden an und macht noch bspw. Den Ironman Barcelona oder ähnliches – manch anderer kann sich zu den wenigen Auserkorenen zählen, die noch einen bewegten Urlaub in einem schönen Ort namens Kona machen dürfen.

Für die Meisten unter uns steht aber – wenn überhaupt – nur noch ein Herbstmarathon oder ähnliches auf dem Plan. Aber was dann?

Ja, dann kommt die berühmte Saisonpause. Aber brauchen wir die wirklich? Immer wieder wird gefragt, ob man nicht einfach durchtrainieren kann, weil es ja gerade so gut läuft und ja sonst die Form weg ist.

Was kann man dazu sagen? Voweg:

JA! Wir brauchen die Saisonpause!

Sie hat nämlich zwei Komponenten. Zum Einen die Erholung für den Körper und zum Anderen die oft vernachlässigte Erholung für den Kopf.

Ich will das etwas näher erläutern: Bei ganz vielen von euch ist die Saison nun schon verdammt lang. Wer beispielsweise diesen Sommer Klagenfurt, Frankfurt oder Roth gemacht hat, der hat vermutlich im November 2016 zu trainieren begonnen. Für die Wenigsten unter euch war das der Einzige Wettkampf. So mancher hat noch Hamburg, Podersdorf, Zell am See oder Pula gemacht und ja, jetzt haben wir Mitte September.

Somit liegen 10 ½  Monate strukturiertes und körperlich anspruchsvolles Training hinter uns und die Wettkämpfe waren ja auch keine lockeren Wandertage. Und nicht nur das, sondern in den Meisten Fällen auch ein strukturiertes und durchgeplantes Privatleben.

Dazu sieht man, wie sich gegen Ende der Saison die Wehwechen häufen – ein klares Signal des Körpers, dass jetzt auch mal eine Pause her muss. Würde man jetzt einfach weitermachen, würde daraus früher oder später eine Verletzung resultieren.

Andere merken diese Wehwechen zwar (noch) nicht und ich kann schon verstehen, dass man jetzt in einer sehr guten Verfassung ist, weil bei vielen einfach gerade erst der letzte Wettkampf der Saison abgehakt wurde, und jetzt die Angst um den Form-Verlust wächst. Dem sei aber eines gesagt:

Nur die Mittelmäßigen sind ständig in Hochform.

Der Körper braucht diesen Total-Reset, in dem man einfach mal ein, zwei oder gar drei Wochen die Beine hochlegt und nichts tut, bzw. das tut worauf man gerade Bock hat.
Vielfach unterschätzt wird dabei die mentale Komponente:

Wer nach Plan trainiert, dem wird in gewissem Maße auch sein Leben diktiert.

Ja, klar wir machen das alle gerne, sonst würden wir nicht so viel Zeit dafür aufwenden, aber jeder kennt die Situation, wenn man gedanklich seine Woche durchgeht und sich Sätze wie dieser immer wiederholen: Dienstag bin ich Laufen und Schwimmen, Mittwoch Radfahren, Donnerstag Schwimmen, Freitag Laufen, Samstag lange Radfahren etc…

Man denkt von Tag zu Tag und von Einheit zu Einheit. Man trainiert im Grunde jeden Tag und das muss man noch irgendwie mit Beruf und Familie in Einklang bringen. All das ist in gewisser Weise Stress. Und langfristig gesehen brennt man dadurch innerlich aus.

Man merkt dann schon, dass gegen Ende der Saison sehr lange Radausfahrten einfach nicht mehr so viel Spaß machen oder gar Überwindung kosten, loszufahren; dass harte Einheiten nicht mehr so leicht von der Hand gehen, oder dass  man an einem netten Abend mit Freunden auch gerne mal ein Glas mehr trinken würde… man verliert automatisch irgendwann den Fokus – man ist einfach schon müde.

Würden wir jetzt duchtrainieren, hätten wir spätestens im kommenden April, wenn die Einheiten wieder beginnen hart und lang werden, quasi ein Burnout. Es fehlt einfach an Substanz – Der Spaß an der Sache würde rapide Abnehmen und dann lässt sich eine Kettenreaktion, die uns die Saison zerstören will nicht mehr aufhalten.

Der Sprit ist also langsam leer – wird Zeit nachzutanken: Aus genau diesem Grund gönnen nach einer harten Saison nicht nur dem Körper die Pause, sondern auch dem Kopf!

  • Denkt mal 2 Woche nicht an Triathlon
  • Verfolgt keinen Plan und das, ohne schlechtem Gewissen 😉
  • Macht Sport nur, wenn ihr wirklich Bock habt und nur so lange es euch Spaß macht. Oder noch besser, haltet einfach mal komplett Abstand
  • Trefft euch mit Freunden und erlaubt euch mal ein Gläschen mehr, wenn es ein lustiger Abend ist
  • Esst mal das worauf ihr Lust habt – ohne Angst vor Selbstmordgedanken beim morgendlichen Gewichts-Check 🙂
  • Erledigt Dinge, die ihr schon die ganze Saison aufschiebt: Musterbeispiel Zahnarzttermin
  • Kümmert euch verstärkt um Family und Freunde, immerhin kommt eine nächste Saison, wo die Zeit wieder limitiert ist. Sich da einen Sympathievorsprung zu erarbeiten, schadet bestimmt nicht 😉

Kurz gesagt: Macht das worauf ihr Lust habt – und das ohne Plan!

Ihr werdet sehen, nach der Pause startet ihr mit vollster Motivation und Fokus in die neue Saison. Die Einheiten, die jetzt am Saisonende schon Überwindung gekostet haben – auf die werdet ihr euch freuen. Und wenn dann wieder die harte Phase kommt (April/Mai/Juni), dann ist genug Saft im Tank, dass man mit vollem Fokus durchziehen kann.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Nichts-Tun 😉

Geri

 

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Wenn sich das Lauftraining doppelt lohnt…

von Geri Tallafuss

 

Es erfüllt mich natürlich mit Freude, dass in Zeiten der Ironman-Label-Dominanz, einer der traditionsreichsten Triathlons Österreichs wieder einen Teilnehmerrekord verbuchen konnte.

Gerade jetzt, wo man auch immer wieder sieht, wie schwer es „kleine“ Veranstalter haben, zum Einen attraktiv zu bleiben, zum Anderen einigermaßen wirtschaftlich zu arbeiten, und nicht zu Letzt, auch das nötige Maß an Sicherheit zu garantieren. Die Österreichischen Behörden tun dabei ihr Übriges und legen den Veranstaltern immer mehr und mehr Steine in den Weg. Umso höher wertzuschätzen ist es, dass es einen Bewerb nun schon 30 Jahre (!!!) gibt.

Podersdorf nimmt dabei in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein: Ich habe das Gefühl, dass der Raum  zwischen Hass und Liebe bei keinem Bewerb so weit auseinanderklafft wie im schönen Burgenland. Die Einen sind jahrelange Serientäter, lieben das familiäre Flair und natürlich auch die bedeutend humaneren Startgelder und schätzen gerade das am Austria-Triathlon, dass eben die große Marke Ironman nichts damit zu tun hat.

Die Anderen könnte man unter keinen Umständen davon überzeugen je am größten See Österreichs an den Start zu gehen. Immerhin wird einem der plakative Satz „You are an Ironman“ nicht um die Ohren geworfen. Und bei Startgeldern unter 500€ hat man ja auch nicht wirklich das Gefühl eine Langdistanz bestritten zu haben. Klar- beim posen vor Unbeteiligten macht es sich natürlich besser, wenn man sagen kann, man hätte einen Ironman gemacht und nicht „einfach nur eine Langdistanz“. Das bringt Einen ja sonst schon in Erklärungsnot 😉 Wohl eher ein gesellschaftliches Problem der Sucht nach Anerkennung, das sich da erkennen lässt. Ein Ironman 70.3 ist ja selbstverständlich auch viel anstrengender, härter und vorzeigbarer, als einfach eine Mitteldistanz zu machen – das kann ja schließlich jeder…*Ironie-Ende*.

Diese Punkte spielen dem Platzhirsch Ironman natürlich in die Karten und garantieren ausverkaufte Rennen und das wiederum viele Zuschauer an den Strecken. Umso erfreulicher sind die diesjährigen Starter-Zahlen in Podersdorf – man ist und bleibt also konkurrenzfähig.

Nicht zuletzt charakteristisch für Podersdorf ist natürlich der Neusiedlersee. Ein Fluch und Segen zugleich. Für Anfänger im Triathlon, definitiv ein Segen: Ein Massenstart im offenen Gewässer – das ist schon mit die größte Ursache für das mulmige Gefühl vorm Start des ersten Triathlons. Wenn man da nun die Gewissheit hat, dass man im Zweifelsfall einfach stehen bleibt und (mehr oder weniger) festen Boden unter den Füßen hat –  ja , dann nimmt das schon mal viel Anspannung.

Den Fluch merkt man gerade jetzt bei den hohen Starterzahlen noch deutlicher. Das seichte Wasser lädt viele zum Gehen statt zum Schwimmen ein und so verzerrt der Bewerb natürlich signifikant. Klar kann man den Athleten kommunizieren, dass der Inbegriff eines Schwimmbewerbs das Schwimmen ist, aber in Zeiten, wo die Draftingregel schon 2/3 der Starter völlig überfordert, ist natürlich auch nicht zu erwarten, dass dann im Wasser alle Schwimmen.

Einige haben sich offenbar mit zusätzlichen Laufkilometern so gut auf den Schwimmbewerb vorbereitet und dann – mehr oder minder – die ganze Strecke wandern… Naja.. wer spezifisch trainiert ist natürlich immer klar im Vorteil. Sinn der Sache kann das aber schlussendlich nicht sein.

Natürlich es ist eine gewisse Befriedigung, wenn so mancher, der normalerweise 1h05 auf 3,8km schwimmt, plötzlich 54min auf der Uhr abliest. Wie sehr das aber tatsächlich mit dem eigenen Gewissen zu vereinbaren ist, bleibt ebenso demjenigen selbst überlassen, wie der Schallmauer-durchbrechende-Radsplit der in der Gruppe gefahren wurde. Die Zeit unter fairen Bedingungen zu reproduzieren kann sich aber dann schnell zur Lebensaufgabe entwickeln… Naja, jedem das Seine…

Foto Podersdorf

(Quelle: trinews.at)

Schade ist natürlich, dass die wandertagsähnlichen Fotos nun im Netz kursieren und eigentlich nicht die beste Werbung sind.

Die Veranstalter haben bereits darauf reagiert und Maßnahmen für nächstes Jahr angekündigt. Wie die genau aussehen – darauf darf man gespannt sein, aber es ist ja schon positiv zu erwähnen, dass man sich dem Problem annimmt.

In Wahrheit ist der durchaus wachsende Mangel an Fairness ja ein Problem, das viele – wenn nicht sogar alle – Bewerbe betrifft (man denke an die Bilder aus Klagenfurt oder Barcelona). Podersdorf bietet dem Ganzen nur leider neben dem Radfahren auch noch eine zweite Angriffsfläche.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach der Lösung des Problems…  Seitens der Veranstalter meint man ja, man will die Teilnehmer kennzeichnen. Ich kann mir das nur über eine groß aufgedruckte Startnummer auf der Badekappe vorstellen. Aber dann…? Wie soll es weitergehen? Wieviele Kampfrichter sind nötig? Zumeist hat man ja schon deutlich zu wenige um ein faires Radfahren zu gewährleisten. Und weiter, wie nahe müssen die an den Sportlern dran sein um die Nummern zu sehen und sie zu notieren? Was macht man mit denen, die die Badekappe „verlieren“?

Jede Menge Fragen – mir fehlen sowohl Antworten als auch Lösungsvorschläge, vielleicht hat ja jemand von Euch die ein oder andere Idee. Fairness, die von den Startern selbst ausgeht, bleibt wohl naiver Wunschgedanke…

Geri

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