Hier das besagte Video von Markus Rolli IMG_0686
Heute möchte ich mich mal als Produkt-Tester probieren, weil ich in dem Produkt ein enormes Potenzial sehe.
Als lizenzierter Pose Method of Running- Coach hab ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Thema Laufschuhe. Da werden uns sogenannte Innovationen seitens der Hersteller versprochen, die in meinen Augen leider vollkommener Blödsinn sind. Viele Athleten erhoffen sich ein besseres Laufen durch den Kauf des neuesten Laufschuh-Trends, vernachlässigen aber hierbei sträflich das Verbessern ihrer Laufökonomie/Lauftechnik. Die Schuhartikel-Industrie ist leider maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich Laufverletzungen in größeren Ausmaß breitmachen konnten. Erst durch den Einsatz von großen Dämpfungselementen und großer Sprengung ( Höhendifferenz Ferse zum Vorfuß) hat sich der Fußaufsatz über die Ferse erst manifestiert. Irgendwann haben die Schuhhersteller diese Problematik erkannt und mit Nike Free als Vorreiter Modelle für sogenanntes Natural Running auf den Markt gebracht.
Allerdings hat man hierbei versäumt, den Athleten den richtigen Umgang mit Schuhen ohne Sprengung beizubringen. In meinen Augen hätte zu jedem Barfußlaufschuh eine enstprechende Schulung mitverkauft werden sollen, denn die Art des Laufens hat sich leider nicht durch den Kauf eines Natural Running-Schuhs automatisch verändert. Man sieht auch heute noch viele Läufer mit Fersenaufsatz, zu großer Schrittlänge, Fußaufsatz mit gestrecktem Bein weit vor dem Körperschwerpunkt, allerdings nun mit Schuhen, die einem bei solcher bescheidener Biomechanik nicht helfen, was zur Folge hat, dass sich die Läufer noch mehr verletzen.
Ich habe daher weit vor dem großen Hype um Hoka One One schon per Video-Blog darauf hingewiesen, dass im Langdistanz-Triathlon der Trend weg von den Minimal-Schuhen zum Prinzip Maximum Cushioning a la Hoka gehen sollte, wenn der Athlet nicht gewillt ist, seine Komfortzone zu verlassen und seine Lauftechnik komplett neu zu erlernen. Der sog. Kona Shoe Count hat gezeigt, dass meine Einschätzung richtig war, Hoka ist auf Hawaii mittlerweile sehr gut vertreten.
Als schwerer Läufer profitere ich sehr stark von den Dämpfungseigenschaften der Hokas oder des Altra Paradigm , verfüge aber pose-geschult über einen präzisen Fußaufsatz unter dem Körperschwerpunkt, sprich über die Fähigkeit der einzig natürlichen Laufbewegung. Mich hat bisher immer an den Hokas gestört, dass man kaum Feedback zum Untergrund bekommt. Ich hab latent immer das Gefühl, in ein Kopfkissen zu treten. Die Schuhe fühlen sich immer schwammig und wenig direkt an. Die Passform ist eher bescheiden, genauso wie die Schnürung, kurzum die Schuhe passen (zumindest bei mir) nur bedingt. Als Alternative bin ich den Altra Paradigm mit 0mm- Sprengung gelaufen. Große Zehenbox mit jeder Menge Platz zur natürlichen Bewegung der Zehen klingt auf jeden Fall sehr gut. Allerdings bietet der Schuh im Mittelfuß kaum Halt, selbst bei wirklich fester Schnürung, was bei mir zur Folge hatte, dass der Fuß mehr mit dem Suchen von Halt im Schuh beschäftigt ist als mit dem eigentlichen Laufen. Resultat: feste Fußmuskulatur, feste Plantarsehne.
Im vergangenen Winter bin ich dann erstmals auf eine neue Marke namens topo athletic aufmerksam geworden. Mein erster Gedanke war: Nicht schon wieder ein neuer Hersteller, der die bereits oben genannten Fehler mit großem Marketing-Hype verkaufen will. Ich hab dann jedoch auf diversen Internetplattformen erste Tests gelesen, so dass mein Interesse irgendwie geweckt wurde. Bei der Triathlon Convention in Langen hab ich die Schuhe dann erstmals live und in Farbe gesehen, aber zeitlich bedingt wieder aus den Augen verloren, dann aber auf facebook gesehen, dass die ersten Schuhe nun in Deutschland erhältlich sind und mir ein Paar bestellt.
Mein erster Eindruck war eher olfaktorisch beeinflusst, die Schuhe haben stark nach Weichmacher gerochen. Das hat sich aber nach 2-3 Tagen gegeben und ein anderer Geruch nach einem Lauf im Regen hat Einzug gehalten;-)
Ich hab mich bewusst für den FLI-Lyte 2 entscheiden, er stellt den mittleren Schuh in Sachen Sprengung (3mm) und Gewicht ca 250gr dar.
Ich würde im Langdistanztriathlon nicht weniger als 3mm-Sprengung laufen, denn durch die Vorermüdung durchs Radfahren ist die Wadenmuskulatur fest und die Beweglichkeit im Unterschenkel dadurch beeinträchtig. Der ST-2 bietet 0mm-Sprengung bei ca 200Gramm und ist somit eher was für kürzere Distanzen, der Ultrafly kommt mit 5mm-Sprengung (ähnlich wie Hoka) und ca 280Gramm Gewicht.
Der Schuh passt perfekt, die Zehen haben wie beim Altra ausreichend Platz. Im Gegensatz zum Altra ist der Blick auf die Zehenbox „schicker“. Der Altra sieht jedoch immer irgendwie nach Ente aus und ich werde an meinen alten Physik-Lehrer erinnert, der in Mephisto-Wanderschuhen rumgelaufen ist. Der Mittelfuß wird extrem gut fixiert, die Schnürung verdient auch Lob, das Material der Schnürsenkel ist fest und stabil.
Insgesamt wirkt die Verarbeitung sehr hochwertig, das hab ich bei manchen Schuhen der großen und namhaften Herstellern zuletzt immer negativ feststellen müssen. Teilweise waren die Schuhe nach 400-500km einfach kaputt.
So, nun Butter bei die Fische:
Die Teile sehen nicht nur gut aus, sie sind es. Sensationelles Abrollverhalten, direkter Bodenkontakt und daraus resultierend ordentliches Feedback ans Hirn. Der Schuh ist extrem gut gedämpft ohne dabei schwammig zu wirken. Der Leisten ist sensationell, der Mix aus Platz für die Zehen und korrekter Fixierung des Fußes wird perfekt gelöst. Die Außensohle bietet ausreichend Grip auf leichtem Schotter und bei Nässe.
Hier hat Jemand seine Hausaufgaben gemacht, der Schuh ist für mich aktuell die eierlegende Wollmilchsau und eine Watschn für die Produktentwickler und Biomechaniker bei den großen Herstellern!
Zeit, an dieser Stelle wieder mal ein Fazit zu ziehen. In den letzten 2-3 Jahren geistert ein Begriff vermehrt durch die Triathlon-Gazetten, dem ich von Anfang an sehr skeptisch gegenübergestanden hab, nämlich das Training mittels HIT-Methode, Tabata o.ä., also Training im höchstintensiven Bereich. Ziel soll hierbei sein, sich im Geschwindigkeitsbereich zu verbessern, Bewegungsökonomie zu steigern, Verschiebung der hormonellen Balance Testosteron/Cortisol zu Gunsten des Testosterons und das auch noch bei paradoxerweise gleichzeitig angehobener Grundlagenausdauer, so zumindest die Wissenschaft.
Ich habe hierzu am eigenen Leib bzw. mit einigen von mir betreuten Sportlern experimentiert und bin für mich zum Schluß gekommen, dass das im Langdistanz-Triathlon keinen Platz finden sollte. Warum möchte ich hier auch gerne anfügen.
1. Die meisten Triathleten gehen einer sitzenden Tätigkeit im Alltag nach und verschlechtern dadurch nachhaltig ihre “Körperstatik” , die Beweglichkeit nimmt ab und somit findet kein optimale Bewegungsökonomie statt. Wenn ein solcher Athlet nach einem primär sitzenden 10h Arbeitstag im Anschluß Intervalle mit höchsten Intensität absolvieren soll, kann ich die Uhr danach stellen, dass dieser Athlet über kurz oder lang verletzt sein wird.
2. Seit Jahren predige ich den Begriff der “Kontinuität des spezifischen Reizes”. Für mich ist es nicht notwendig, dass man sich mit solch harten Einheiten “abschießt” um dann nachfolgend sehr kaputt oder gar verletzt zu sein. Superharte Monster-Einheiten sind für mich im Formaufbau weniger zielführend als eben diese Kontinuität , also das Training des im Ironman relevanten Trainingsbereichs. Es braucht zwar eine gewisse Polarität in Sachen Intensität, aber eben mit Bedacht. Für mich hat das Training im Spitzenbereich keinen Bezug zum Anforderungsprofil im Ironman, nämlich dem GA1/GA2-Übergangsbereich.
3. HIIT wird als zeitoptimiertes Training dargestellt, man könne in kurzer Zeit ähnliche Effekte erzielen als mit stundenlangem GA1-Training. Selbst, wenn das auf physiologischer Basis möglich ist, ist das für mich dennoch kein Argument pro HIT. Ich denke, dass es für ein erfolgreiches Ironman-Finish trotz allem immer noch Stunden braucht. Stunden der orthopädisches Adaptation, der Schulung der mentalen Fähigkeiten, dem stupiden Abhärten eben.
4. Ich habe in den letzten Monaten einige Leistungsdiagnostiken/Spiroergometrien von Athleten sehen können, die das Prinzip des hochintensiven Trainings über längere Zeiträume absolviert haben. Bei allen (!!!) Tests konnte ich beobachten, dass der versprochene Effekt der Grundlagenausdauer fast nicht vorhanden war. Die Sportler hatten trotz sehr harten Trainings katastrophale Werte bzgl. ihres Fettmetabolismus. Die Ausprägung des Fettstoffwechsel ist jedoch immer noch die siegbringende Fähigkeit im Langzeitausdauerbereich. Wenn ein Sportler bei niedriger Intensität zu wenig Fett, aber auf der anderen Seite zu viele Kohlenhydrate (KH) verbrennt, wird er im Wettkampf ein massives Energieproblem aufbauen, denn die benötigte Menge an KH wird er kaum unter Belastung aufnehmen können ohne seinen Magen-Darm-Trakt aufs Übelste zu stressen.
5. Man sollte sich durchaus die Frage stellen, warum in den 90er-Jahren zig Altersklassen-Athleten mit 40h-Job in Roth sub9h gefinished haben, die Top-Pros der damaligen bzw. auch heutigen Zeit, immer noch das Training der Grundlagenausdauer präferieren.
6. Ich bevorzuge es, die hormonelle Balance durch Athletik- und Krafttraining zu verschieben, denn das hat einen positiven Effekt auf die in Punkt 1 beschriebenen negativen Auswirkungen der modernen Arbeitswelt
Train hard, but smart!!!
Nach 12 Jahren Home Office bezieht sisu-training neue Büro-Räumlichkeiten in der Schleiermacherstrasse 40 in Frankfurt. Die ehemalige Heizungsmonteur-Werkstatt wurde aufwendig vom Vermieter kernsaniert und bietet nun mehr als nur ein Büro zur Trainingsplankonzeption. Meine Idee war es immer, einen Anlaufpunkt für Gespräche, Vorträge und gemeinsames Trainings zu initiieren, um den Team-Gedanken weiter zu bestärken. Die Trainingsfläche ist klein, aber für Athletiktraining zum Personal Training oder Kleingruppentraining bis 5 Personen ausreichend. Als Equipement hierzu dienen Kettlebells, TRX, Sprossenwand mit Klimmzugstange, Monsterbands, Minibands, Sprungseile, Balanceboards, Swissball, Medizinbälle und Wahoo KICKR Matten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des gemeinsamen Trainings auf der Rolle bzw. Wahoo KICKR-Trainern. Zur Regeneration dienen Blackroll- Tools in allen Spielarten, Compex-Geräte und ein Air-Relax-System. Eine ordentliche Kaffeemaschine ( Danke an Christian L.!!!) darf natürlich nicht fehlen.
photo credit: Isaak Papadopoulos
Im Video 427 hab ich mich auf einen im Netz aufgetauchten Test zum Thema Paddles bezogen. Mein Blog hat offensichtlich dazu angeregt, die Inhalte weiter zu erläutern. Find ich prinzipiell sehr gut, denn ich stimme in weiten Teilen auch zu.
1.Paddles sind auch für Einsteiger bei sorgsamer Nutzung geeignet: korrekt
2.Paddles sollten nach der Handgröße ausgewählt werden: seh ich anders, ich konnte in keiner wissenschaftlichen Publikation einen entsprechenden Hinweis darauf finden. Ich denke, dass die Paddlesgröße abhängig vom schwimmerischen Vermögen, Trainingszweck und Saisonzeitpunkt ist. Ich würde Anfängern ebenfalls zur Nutzung von tendenziell zu kleinen als zu großen Paddles raten, da sich die Schulter erst sukzessive an die auftretenden Kräfte adaptieren muss.
Malmsten: XS oder S
TYR Catalyst: XS oder S
Roka Pro Swim Paddles: S
Roka gibt als Sizing Guide sowohl Infos zur Schwimmerleistung als auch zur Handgröße an
(Quelle: roka.com)
Malmsten verweist lediglich auf den unterschiedlichen Einsatzzweck hin
(Quelle: malmsten.com)
Die Firma TYR unterscheidet in Kategorie und Leistungsklassen.
Schwimmen mit kleinen Paddles sollte aber im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass mit Fingerpaddles gearbeitet werden sollte, da in meinen Augen das kontraproduktive Abknicken im Handgelenk gefördert statt unterbunden wird.
3. Häufigkeit/ Anteile im Training mit Paddles: Hier werden pauschal 20% als Obergrenze angegeben. Seh ich anders, muss von Fall zu Fall entschieden werden.
4. Einstiegstips zum Paddlesschwimmen: da bin ich d’accord, kurze Teilstrecken mit entsprechend langer Pause sind zielführender als lange Teilstrecken mit kumulierter Belastung in der Schulter schwimmen zu lassen
5. Schulterschmerzen: korrekt
6.Handwölbung: die angegebene Quelle “Technische Fluiddynamik” ist mir bekannt. Die von der Autorin angesprochenen Phänomene werden im “World book of swimming” ISBN 978-1-61470-741-7 hinlänglich beschrieben. Ich bin mit der Autorin auch einer Meinung, dass die Hand locker, also mit einer natürlichen Wölbung versehen, genutzt werden sollte, um u.a. auch den “Schwimmhauteffekt” zwischen den Fingern zu erzielen.
In der Praxis sieht das jedoch in meinen Augen komplett anders aus. Die Schwimmer, die mit den Modellen von Zoggs oder Head, also mit gewölbter Oberfläche unterwegs sind, schwimmen in der Realität nachfolgend ohne Paddles zu oft mit zu stark schaufelförmiger Handposition. Die Athleten mit einem Paddle mit planer Oberfläche schwimmen beim Einsatz von Paddles klar mit stark geöffneter Handinnenfläche, aber beim Schwimmen ohne “korrekte” Paddles dann seltsamerweise immer mit technisch korrekter Handposition. Es gibt hierzu keine anzuführende Studie, die Zeilen berufen sich ausschliesslich auf meine empirischen Beobachtungen als Triathlon Coach aus 10000 Stunden am Beckenrand. Wenn Paddles mit konvexer Struktur biomechanisch förderlich wären, frag ich mich, warum man die auf fast keinem Bild von Top-Triathleten beim Schwimmtraining auf den diversen social media-Kanälen findet. Die weltweit erfolgreichsten Coaches Brett Sutton, Matt Dixon und Siri Lindley sind ebenfalls Befürworter der o.g. Paddles-Hersteller.
7. Finis Agility Paddles: ich stimme der Autorin und auch der von mir geschätzten Annette Gasper zu, geb aber ganz klar zu Bedenken, wie der gemeine Triathlet schwimmerisch ausgestattet ist. Das angeführte gleichzeitige Eintauchen von Daumen und Zeigefinger ist für den Otto-Normal-Triathleten kaum unsetzbar, denn er wird es i.d.R. koordinativ gar nicht richtig erfassen können. Man muss hier ganz klar zwischen reinen Schwimmern, die meistens ihr Handwerk mit der Muttermilch aufgesogen haben und Triathleten, die sehr oft als Quereinsteiger und Schwimmanfänger in den Sport gelangen, differenzieren. Was für einen Schwimmer funktioniert, muss noch lange nicht im Triathlon Erfolg bringen. Das Anforderungsprofil des Schwimmens im Triathlon, insbesondere auf der Langdistanz, ist ziemlich konträr zu den Fähigkeiten, die ein Beckenschwimmen mitbringt( z.B. Unterschiede in der Physiognomie, Wellengang, Schwimmen mit Neopren und direkter Kontakt zu Mitstreitern). Ich bin ganz klar der Meinung, dass der Einsatz der Agility Paddles eher zu einem falschen Eintauchen verleitet, weil der “grobmotorische Triathlet” gar nicht den Unterschied spürt. Meine Beobachtungen am Beckenrand und zig Videoanalysen zeigen mir ganz klar, dass dieser Paddle für schlechtere bis durchschnittliche Triathlon-Schwimmer eher kontraproduktiv ist, weil vermehrt über den Daumen bei teilweise gliechzeitiger Fixierung des Paddles mittels Daumen eingetaucht wird.
Ich verfahre hier gerne nach dem Prinzip “simple style” und propagiere eher Dinge und Inhalte, die dem Triathleten zum Vorteil gereichen.
Dazu zählen:
-kein Lagenschwimmen (Ausnahme Rückenschwimmen zum Ein- oder Ausschwimmen), weil die Benefits nicht in Relation zum zeitlichen Aufwand des Erlernens stehen
– korrekte Auswahl der Technikübungen, die ein Athlet a) versteht und b) mit seiner individuellen Motorik umsetzen kann. In meinen Augen nimmt das Schwimmen von Drills einen zu großen Anteil des Gesamtschwimmtrainings bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Fakts, dass Schwimmen ebenfalls ein aerober Sport ist, ein. Wenn man als Triathlet ins Becken steigt, muss auch was passieren. 90min Schwimmtraining bei gleichzeitig 1900m geschwommener Distanz wird nicht zum Erfolg auf der Langdistanz führen. Triathlon-Vereine, die einen reinen Schwimmtrainer am Beckenrand stehen haben, sollten diesen bzgl. der Besonderheiten/Komplexität der Sportart Triathlon briefen.
8. Löcher in den Paddles: die Aussagen der Autorin regen zum Nachdenken an, da muss und werde ich mich nochmals einlesen. Danke hierfür!
Abschließend möchte ich hinzufügen, dass es durchaus mehrere Wege gibt, die nach Rom führen. Bei allem Abtauchen in den Nerd-Bereich der Schwimmphysik und Biomechanik, möchte ich ganz klar anführen, dass ich ein Coach aus der Praxis bin. Ich beobachte, mach mir Notizen und versuche meine Beobachtungen im alltäglichen Umgang mit Athleten durch Lesen der entsprechenden Publikationen zu untermauern. Im Zweifel bin ich jedoch immer pro Praxis und gegen die wissenschaftliche Theorie gepolt, denn wenn die jeweiligen Dinge zum Erfolg führen, dann ist es mir eigentlich fast Wurscht, was die Wissenschaft hierzu anbringt.
Triathlon ist Triathlon und NICHT Schwimmen, Radfahren, Laufen!
Die korrekte Position der Pedalplatten im Triathlon
Ums vorweg zu nehmen, ich möchte nicht ins Bikefitting-Business einsteigen, sondern viel mehr auf einige Mißstände in dem Bereich hinweisen.
Als Coach von mittlerweile fast 700 Langdistanzen, hab ich in den letzten 13 Jahren als Trainer eine große Menge an Sportlern betreuen dürfen. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Trainer gab es keine Fitter, man ist in den Radladen seines Vertrauens gegangen und hat sich beim Kauf des Rads entsprechend „fitten“ lassen.
Ab 2007 sind dann immer mehr Vermesser auf den Markt gekommen, mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, Backgrounds in Theorie und Praxis. Die nachfolgenden Zeilen sind auch nur für den Triathlon bestimmt, denn im Mountainbike-Sport, bei Strassenrennen oder Kriterien werden durchaus andere Positionen gefahren als im Triathlon.
Zum ersten Mal stutzig bzgl der Arbeit so mancher Sitzpositions-Verschlimmerer bin ich vor 5 Jahren geworden, als ein Sportler in der Vorbereitung auf den Ironman Südafrika während eines Radblocks mit reduziertem Laufumfang über Achillessehnen-Schmerzen geklagt hat. Ich hab sein Trainingstagebuch gewälzt, um etwaige Überlastungen zu entdecken. Ich hab mir damals lange den Kopf zerbrochen bis ich auf die Idee kam, mir mal die Cleat-Position seiner Radschuhe zeigen zu lassen. Die Cleats waren am vordersten Ende der Verstellmöglichkeiten durch einen Fitter montiert. Diese Problematiken haben sich seitdem mehrere Male bei leider sehr vielen Athleten wiederholt, so dass ich leider ganz klar nicht mehr von einem Einzelfall sprechen kann/muss.
Radvermessung ist ein komplett neues Feld, die Studienlage ist noch sehr jungfräulich, es gibt noch keinen gesicherten Standard. Wenn man jedoch selbst mal Rad gefahren ist, diverse Pedalpositionen getestet, gespürt und/oder das kleine Einmaleins der Biomechanik verstanden hat, dann braucht man keine aufwendigen Untersuchungen. Wenn man dann die Sportart Triathlon und insbesondere Ironman in der Komplexität und dem Zusammenspiel der einzelnen Disziplinen und die jeweiligen Anforderungsprofile der Einzelsportarten verstanden hat, dann kann man sich leicht erarbeiten, dass im Triathlon eine Cleatposition ganz vorne vollkommen sinnbefreit ist. Durch diese Position erhöht sich signifikant die Last auf der Achillessehne und der Wade, doch beide Bereiche werden aber beim nachfolgenden Laufen sehr stark beansprucht. Daraus ergibt sich für mich die Notwendigkeit, die Cleats tendenziell ganz nach hinten zu schieben, um eben diese Last zu verringern. Hinzu kommt, dass sich durch Verschieben der Cleats nach hinten, die Möglichkeiten, Druck auf das Pedal in der vortriebswirksamen Phase auszuüben, deutlich verbessert, weil eben mehr Anteile des Fuß über der Pedalachse sitzen und nicht nur der Vorfuß wie bei ganz nach vorne geschobenen Cleats.
Götz Heine, der Erfinder der sog. Mid Cleat-Position, also der Positionierung der Cleats unter dem Mittelfuß hat auf seiner Website ein entsprechendes Diagramm dargestellt, dass die Vorteile der Mid Cleat-Position zeigen. Das Prinzip ist jedoch auch das Gleiche, wenn man mit herkömmlichen Cleats, aber so weit hinten wie möglich montiert, unterwegs ist.
http://www.biomac.biz/die-y-serie/tretpiktogramm/
Doch schlimmer gehts immer, denn auf Rückfrage unter meinen Athleten, haben leider einige bemerkt, dass die sog. Profi-Fitter sich teilweise nicht mal die Cleat-Position angeschaut haben. Die Einstellung der Platten ist aber absolut elementar, denn dadurch ergeben sich erst andere Parameter wie Sattel- und Lenkerhöhe. Da muss ich mir leider schon an Kopf fassen und mich fragen, nach welchen Kriterien denn die Sitzposition bestimmt wird. Per Würfeln oder Raten?
Ähnlich wie im Trainingsalltag, muss man wohl sagen, dass sich der Habitus „all the gear- no idea“ auch unter den Fittern breitmacht. Was nützen die aufwendigsten Tools wie Retül, Druckmessplatten in Schuhen und auf dem Sattel, wenn die Basics in Sachen Biomechanik offensichtlich nicht erfasst wurden. Für mich ist der Einsatz solcher Tools oftmals Augenwischerei und soll über manche Lücken im Bewegungsverständnis hinwegtäuschen. Wer dann für solch eine Arbeit auch noch einen stattlichen Betrag einfordert, den darf man dann doch auf irgendeine Weise als Scharlatan bezeichnen.
In den diversen Trainingslagern, die ich über die letzten Jahre, u.a. zusammen mit Lothar Leder, veranstaltet habe, haben wir schon so oft die Sitzhöhen und Cleat-Positionen während des Trainings verändert., wenn wir gemerkt haben, dass manche Athleten schlichtweg kein Druck aufs Pedal bekommen haben durch eben eine falsche Cleat-Position, was zur Folge hat, dass die Veränderungen direkt gespürt und unter Realbedingungen umgesetzt werden können.
Ums Abzukürzen: Ich kenne nicht alle Fitter Deutschlands und kann nur die Arbeit derer beurteilen, die ich per Foto meiner Athleten geschickt bekommen hab. Uneingeschränkt empfehlen kann ich aktuell IQ Athletik in Frankfurt, Bikerite in Bad Vilbel und Cyclefit in Bensheim.
Wer Kunde eines Radladens ist, dessen Besitzer oder Verkäufer ehemaliger oder aktiver Rennfahrer oder Triathlet ist, wird wahrscheinlich sehr oft besser beraten als bei so manchen Fitting-Institut, wenn der Fitter eben keinen blassen Dunst von seiner Tätigkeit hat.
Hier einige Links, die das Thema aufgreifen:
https://trisutto.com/cleat-positions/
http://www.joefrielsblog.com/2014/11/midsole-cleats-and-pedals.html
http://www.trainerexperten.com/pedalplatten-die-mittelfusposition/
http://www.jsc-journal.com/ojs/index.php?journal=JSC&page=article&op=view&path%5B%5D=14
Die nachfolgende Studie kam jedoch zum Ergebnis, dass es keine signifikanten Verbesserung im Radfahren und Laufen auf der olympischen Distanz gäbe.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=cycling+shoe+cleat+position
Wäre interessant, wenn es mal eine Untersuchung zum Thema für die Langdistanztriathleten gäbe, das Ergebnis kann ich mir schon ganz gut vorstellen.
Hier noch eine Collage aus einigen Bildern, die mir über die letzten 4 Wochen zugeschickt wurden.
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