18. Mai 2017 Mario Schmidt-Wendling

Schneller durch (s)HIT- Intervalle?

Zeit, an dieser Stelle wieder mal ein Fazit zu ziehen. In den letzten 2-3 Jahren geistert ein Begriff vermehrt durch die Triathlon-Gazetten, dem ich von Anfang an sehr skeptisch gegenübergestanden hab, nämlich das Training mittels HIT-Methode, Tabata o.ä., also Training im höchstintensiven Bereich. Ziel soll hierbei sein, sich im Geschwindigkeitsbereich zu verbessern, Bewegungsökonomie zu steigern, Verschiebung der hormonellen Balance Testosteron/Cortisol zu Gunsten des Testosterons und das auch noch bei paradoxerweise gleichzeitig angehobener Grundlagenausdauer, so zumindest die Wissenschaft.

Ich habe hierzu am eigenen Leib bzw. mit einigen von mir betreuten Sportlern experimentiert und bin für mich zum Schluß gekommen, dass das im Langdistanz-Triathlon keinen Platz finden sollte. Warum möchte ich hier auch gerne anfügen.

1. Die meisten Triathleten gehen einer sitzenden Tätigkeit im Alltag nach und verschlechtern dadurch nachhaltig ihre “Körperstatik” , die Beweglichkeit nimmt ab und somit findet kein optimale Bewegungsökonomie statt. Wenn ein solcher Athlet nach einem primär sitzenden 10h Arbeitstag im Anschluß Intervalle mit höchsten Intensität absolvieren soll, kann ich die Uhr danach stellen, dass dieser Athlet über kurz oder lang verletzt sein wird.

2. Seit Jahren predige ich den Begriff der “Kontinuität des spezifischen Reizes”. Für mich ist es nicht notwendig, dass man sich mit solch harten Einheiten “abschießt” um dann nachfolgend sehr kaputt oder gar verletzt zu sein. Superharte Monster-Einheiten sind für mich im Formaufbau weniger zielführend als eben diese Kontinuität , also das Training des im Ironman relevanten Trainingsbereichs. Es braucht zwar eine gewisse Polarität in Sachen Intensität, aber eben mit Bedacht. Für mich hat das Training im Spitzenbereich keinen Bezug zum Anforderungsprofil im Ironman, nämlich dem GA1/GA2-Übergangsbereich.

3. HIIT wird als zeitoptimiertes Training dargestellt, man könne in kurzer Zeit ähnliche Effekte erzielen als mit stundenlangem GA1-Training. Selbst, wenn das auf physiologischer Basis möglich ist, ist das für mich dennoch kein Argument pro HIT. Ich denke, dass es für ein erfolgreiches Ironman-Finish trotz allem immer noch Stunden braucht. Stunden der orthopädisches Adaptation, der Schulung der mentalen Fähigkeiten, dem stupiden Abhärten eben.

4. Ich habe in den letzten Monaten einige Leistungsdiagnostiken/Spiroergometrien von Athleten sehen können, die das Prinzip des hochintensiven Trainings über längere Zeiträume absolviert haben. Bei allen (!!!) Tests konnte ich beobachten, dass der versprochene Effekt der Grundlagenausdauer fast nicht vorhanden war. Die Sportler hatten trotz sehr harten Trainings katastrophale Werte bzgl. ihres Fettmetabolismus. Die Ausprägung des Fettstoffwechsel ist jedoch immer noch die siegbringende Fähigkeit im Langzeitausdauerbereich. Wenn ein Sportler bei niedriger Intensität zu wenig Fett, aber auf der anderen Seite zu viele Kohlenhydrate (KH) verbrennt, wird er im Wettkampf ein massives Energieproblem aufbauen, denn die benötigte Menge an KH wird er kaum unter Belastung aufnehmen können ohne seinen Magen-Darm-Trakt aufs Übelste zu stressen.

5. Man sollte sich durchaus die Frage stellen, warum in den 90er-Jahren zig Altersklassen-Athleten mit 40h-Job in Roth sub9h gefinished haben, die Top-Pros der damaligen bzw. auch heutigen Zeit, immer noch das Training der Grundlagenausdauer präferieren.

6. Ich bevorzuge es, die hormonelle Balance durch Athletik- und Krafttraining zu verschieben, denn das hat einen positiven Effekt auf die in Punkt 1 beschriebenen negativen Auswirkungen der modernen Arbeitswelt

Train hard, but smart!!!