Der Beige-Indikator ist eher eine Beobachtung und weniger ein feststehender Begriff. Mir ist in all den Jahren immer mehr aufgefallen, dass sich die Essensgewohnheiten von AthletInnen im Trainingslager verändern. Neben dem Breakfast Test, der beschreibt, wie sich AthletInnen dem Buffet nähern, ist der Beige-Indikator ein weiteres „diagnostisches Mittel“ zur Bestimmung der Belastungsverträglichkeit. Zu Beginn eines Trainingslagers sind die Teller der AthletInnen meist bunt, voller Gemüse, hochwertiger Proteine und komplexer Kohlenhydrate. Mit zunehmender Ermüdung und steigender Trainingsbelastung verändert sich jedoch das Essverhalten – und damit auch die Farbpalette auf dem Teller. Pommes, Pizza, Weißbrot & Co. übernehmen die Kontrolle. Der „Beige-Indikator“ beschreibt diesen Wandel und hat sowohl physiologische als auch psychologische Ursachen.
Ernährung in den ersten Tagen: bunt, ausgewogen, gesund
Anfangs ist die Motivation hoch, und die Ernährung folgt klassischen Sportlerprinzipien. Gemüse, Hülsenfrüchte, mageres Fleisch und Vollkornprodukte dominieren den Teller. Die Zufuhr von Mikronährstoffen ist optimal, die Regeneration läuft effizient.
Mit der Zeit wird jedoch deutlich, dass das Verlangen nach „beigen“ Lebensmitteln steigt. Doch warum passiert das?
Der Wandel: mehr Training, mehr Hunger, weniger Disziplin
Steigende Ermüdung sorgt für Veränderungen im Essverhalten. Gründe dafür sind:
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- Energiehunger: Nach harten Einheiten verlangt der Körper nach schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Weißbrot, Pommes oder Pasta liefern genau das – ohne großen Verdauungsaufwand.
- Mentale Erschöpfung: Nach Tagen mit langen und/oder intensiven Trainingseinheiten lässt die Disziplin oft etwas nach. Die Entscheidung für eine gesunde Mahlzeit fällt schwerer, während der Griff zu Pizza oder Pommes leichtfällt.
- Soziale Dynamik: Wenn einer mit Pommes beginnt, folgen oft andere. Essen ist auch ein sozialer Faktor – und nach einer anstrengenden Einheit schmeckt „Comfort Food“ einfach zu gut.
Was bedeutet das für die Leistung?
Der Beige-Indikator ist nicht per se bedenklich oder zu vermeiden, solange der Körper die nötigen Nährstoffe bekommt. Werden jedoch zusätzlich zur „beigen Ernährung“ weiterhin Gemüse, Vitamine, Ballaststoffe und gesunde Fette aufgenommen, sind Regeneration und eine schwächere Immunabwehr nicht in Gefahr.
Empfehlenswert ist daher:
- Eine gesunde Basis beibehalten: Auch wenn die Lust auf Pommes groß ist, kann eine kleine Portion Gemüse oder ein hochwertiger Proteinlieferant helfen, das Gleichgewicht zu halten
- Energiedichte Alternativen nutzen: Kartoffeln oder Reis liefern ebenfalls schnelle Energie, sind aber weniger verarbeitet als Pommes oder Weißbrot
- Bewusst steuern: Heißhunger auf „Beiges“ ist okay – wer jedoch weiterhin eine gewisse Struktur beibehält, sichert eine optimale Regeneration und bleibt leistungsfähig.
- auf adäquate Energieversorgung während den Trainingseinheiten, um „nicht auf der letzten Rille“ nach Hause kommen. Je „leerer die Speicher“ sind, desto größer ist das Verlangen nach beigen Lebensmitteln.
Der Beige-Indikator ist ein typisches Phänomen in Trainingslagern. Wer ihn versteht, kann ihn bewusst steuern – und so das Beste aus dem Trainingslager herausholen.