News, Trainingsmethoden, Wettkampfanalysen!

Der sisu-training Blog

Paddles-Schwimmen Teil 2

Im Video 427 hab ich mich auf einen im Netz aufgetauchten Test zum Thema Paddles bezogen. Mein Blog hat offensichtlich dazu angeregt, die Inhalte weiter zu erläutern. Find ich prinzipiell sehr gut, denn ich stimme in weiten Teilen auch zu.

1.Paddles sind auch für Einsteiger bei sorgsamer Nutzung geeignet: korrekt

2.Paddles sollten nach der Handgröße ausgewählt werden: seh ich anders, ich konnte in keiner wissenschaftlichen Publikation einen entsprechenden Hinweis darauf finden. Ich denke, dass die Paddlesgröße abhängig vom schwimmerischen Vermögen, Trainingszweck und Saisonzeitpunkt  ist. Ich würde Anfängern ebenfalls zur Nutzung von tendenziell zu kleinen als zu großen Paddles raten, da sich die Schulter erst sukzessive an die auftretenden Kräfte adaptieren muss.

Malmsten: XS oder S

TYR Catalyst: XS oder S

Roka Pro Swim Paddles: S

Roka gibt als Sizing Guide sowohl Infos zur Schwimmerleistung als auch zur Handgröße an

Bildschirmfoto 2017-02-06 um 08.33.38

(Quelle: roka.com)

Malmsten verweist lediglich auf den unterschiedlichen Einsatzzweck hin

Bildschirmfoto 2017-02-06 um 08.34.17

(Quelle: malmsten.com)

Die Firma TYR unterscheidet in Kategorie und Leistungsklassen.

Schwimmen mit kleinen Paddles sollte aber im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass mit Fingerpaddles gearbeitet werden sollte, da in meinen Augen das kontraproduktive Abknicken im Handgelenk gefördert statt unterbunden wird.

3. Häufigkeit/ Anteile im Training mit Paddles: Hier werden pauschal 20% als Obergrenze angegeben. Seh ich anders, muss von Fall zu Fall entschieden werden.

4. Einstiegstips zum Paddlesschwimmen: da bin ich d’accord, kurze Teilstrecken mit entsprechend langer Pause sind zielführender als lange Teilstrecken mit kumulierter Belastung in der Schulter schwimmen zu lassen

5. Schulterschmerzen: korrekt

6.Handwölbung: die angegebene Quelle “Technische Fluiddynamik” ist mir bekannt. Die von der Autorin angesprochenen Phänomene werden im “World book of swimming” ISBN 978-1-61470-741-7 hinlänglich beschrieben. Ich bin mit der Autorin auch einer Meinung, dass die Hand locker, also mit einer natürlichen Wölbung versehen, genutzt werden sollte, um u.a. auch den “Schwimmhauteffekt” zwischen den Fingern zu erzielen.

In der Praxis sieht das jedoch in meinen Augen komplett anders aus. Die Schwimmer, die mit den Modellen von Zoggs oder Head, also mit gewölbter Oberfläche unterwegs sind, schwimmen in der Realität nachfolgend ohne Paddles zu oft mit zu stark schaufelförmiger Handposition. Die Athleten mit einem Paddle mit planer Oberfläche schwimmen beim Einsatz von Paddles klar mit stark geöffneter Handinnenfläche, aber beim Schwimmen ohne “korrekte” Paddles dann seltsamerweise immer mit technisch korrekter Handposition. Es gibt hierzu keine anzuführende Studie, die Zeilen berufen sich ausschliesslich auf meine empirischen Beobachtungen als Triathlon Coach aus 10000 Stunden am Beckenrand. Wenn Paddles mit konvexer Struktur biomechanisch förderlich wären, frag ich mich, warum man die auf fast keinem Bild von Top-Triathleten beim Schwimmtraining auf den diversen social media-Kanälen findet. Die weltweit erfolgreichsten Coaches Brett Sutton, Matt Dixon und Siri Lindley sind ebenfalls Befürworter der o.g. Paddles-Hersteller.

IMG_5211 IMG_5210

 

7. Finis Agility Paddles: ich stimme der Autorin und auch der von mir geschätzten Annette Gasper zu, geb aber ganz klar zu Bedenken, wie der gemeine Triathlet schwimmerisch ausgestattet ist. Das angeführte gleichzeitige Eintauchen von Daumen und Zeigefinger ist für den Otto-Normal-Triathleten kaum unsetzbar, denn er wird es i.d.R. koordinativ gar nicht richtig erfassen können. Man muss hier ganz klar zwischen reinen Schwimmern, die meistens ihr Handwerk mit der Muttermilch aufgesogen haben und Triathleten, die sehr oft als Quereinsteiger und Schwimmanfänger in den Sport gelangen, differenzieren. Was für einen Schwimmer funktioniert, muss noch lange nicht im Triathlon Erfolg bringen. Das Anforderungsprofil des Schwimmens im Triathlon, insbesondere auf der Langdistanz, ist ziemlich konträr zu den Fähigkeiten, die ein Beckenschwimmen mitbringt( z.B. Unterschiede in der Physiognomie, Wellengang, Schwimmen mit Neopren und direkter Kontakt zu Mitstreitern). Ich bin ganz klar der Meinung, dass der Einsatz der Agility Paddles eher zu einem falschen Eintauchen verleitet, weil der “grobmotorische Triathlet” gar nicht den Unterschied spürt. Meine Beobachtungen am Beckenrand und zig Videoanalysen zeigen mir ganz klar, dass dieser Paddle für schlechtere bis durchschnittliche Triathlon-Schwimmer eher kontraproduktiv ist, weil vermehrt über den Daumen bei teilweise gliechzeitiger Fixierung des Paddles mittels Daumen eingetaucht wird.

Ich verfahre hier gerne nach dem Prinzip “simple style” und propagiere eher Dinge und Inhalte, die dem Triathleten zum Vorteil gereichen.

Dazu zählen:

-kein Lagenschwimmen (Ausnahme Rückenschwimmen zum Ein- oder Ausschwimmen), weil die Benefits nicht in Relation zum zeitlichen Aufwand des Erlernens stehen

– korrekte Auswahl der Technikübungen, die ein Athlet a) versteht und b) mit seiner individuellen Motorik umsetzen kann. In meinen Augen nimmt das Schwimmen von Drills einen zu großen Anteil des Gesamtschwimmtrainings bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Fakts, dass Schwimmen ebenfalls ein aerober Sport ist, ein. Wenn man als Triathlet ins Becken steigt, muss auch was passieren. 90min Schwimmtraining bei gleichzeitig 1900m geschwommener Distanz wird nicht zum Erfolg auf der Langdistanz führen. Triathlon-Vereine, die einen reinen Schwimmtrainer am Beckenrand stehen haben, sollten diesen bzgl. der Besonderheiten/Komplexität der Sportart Triathlon briefen.

8. Löcher in den Paddles: die Aussagen der Autorin regen zum Nachdenken an, da muss und werde ich mich nochmals einlesen. Danke hierfür!

Abschließend möchte ich hinzufügen, dass es durchaus mehrere Wege gibt, die nach Rom führen. Bei allem Abtauchen in den Nerd-Bereich der Schwimmphysik und Biomechanik, möchte ich ganz klar anführen, dass ich ein Coach aus der Praxis bin. Ich beobachte, mach mir Notizen und versuche meine Beobachtungen im alltäglichen Umgang mit Athleten durch Lesen der entsprechenden Publikationen zu untermauern. Im Zweifel bin ich jedoch immer pro Praxis und gegen die wissenschaftliche Theorie gepolt, denn wenn die jeweiligen Dinge zum Erfolg führen, dann ist es mir eigentlich fast Wurscht, was die Wissenschaft hierzu anbringt.

Triathlon ist Triathlon und NICHT Schwimmen, Radfahren, Laufen!

 

Die korrekte Position der Pedalplatten im Triathlon

Die korrekte Position der Pedalplatten im Triathlon

Ums vorweg zu nehmen, ich möchte nicht ins Bikefitting-Business einsteigen, sondern viel mehr auf einige Mißstände in dem Bereich hinweisen.

Als Coach von mittlerweile fast 700 Langdistanzen, hab ich in den letzten 13 Jahren als Trainer eine große Menge an Sportlern betreuen dürfen. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Trainer gab es keine Fitter, man ist in den Radladen seines Vertrauens gegangen und hat sich beim Kauf des Rads entsprechend „fitten“ lassen.

Ab 2007 sind dann immer mehr Vermesser auf den Markt gekommen, mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, Backgrounds in Theorie und Praxis. Die nachfolgenden Zeilen sind auch nur für den Triathlon bestimmt, denn im Mountainbike-Sport, bei Strassenrennen oder Kriterien werden durchaus andere Positionen gefahren als im Triathlon.

Zum ersten Mal stutzig bzgl der Arbeit so mancher Sitzpositions-Verschlimmerer bin ich vor 5 Jahren geworden, als ein Sportler in der Vorbereitung auf den Ironman Südafrika während eines Radblocks mit reduziertem Laufumfang über Achillessehnen-Schmerzen geklagt hat. Ich hab sein Trainingstagebuch gewälzt, um etwaige Überlastungen zu entdecken. Ich hab mir damals lange den Kopf zerbrochen bis ich auf die Idee kam, mir mal die Cleat-Position seiner Radschuhe zeigen zu lassen. Die Cleats waren am vordersten Ende der Verstellmöglichkeiten durch einen Fitter montiert. Diese Problematiken haben sich seitdem mehrere Male bei leider sehr vielen Athleten wiederholt, so dass ich leider ganz klar nicht mehr von einem Einzelfall sprechen kann/muss.

Radvermessung ist ein komplett neues Feld, die Studienlage ist noch sehr jungfräulich, es gibt noch keinen gesicherten Standard. Wenn man jedoch selbst mal Rad gefahren ist, diverse Pedalpositionen getestet, gespürt und/oder das kleine Einmaleins der Biomechanik verstanden hat, dann braucht man keine aufwendigen Untersuchungen. Wenn man dann die Sportart Triathlon und insbesondere Ironman in der Komplexität und dem Zusammenspiel der einzelnen Disziplinen und die jeweiligen Anforderungsprofile der Einzelsportarten verstanden hat, dann kann man sich leicht erarbeiten, dass im Triathlon eine Cleatposition ganz vorne vollkommen sinnbefreit ist. Durch diese Position erhöht sich signifikant die Last auf der Achillessehne und der Wade, doch beide Bereiche werden aber beim nachfolgenden Laufen sehr stark beansprucht. Daraus ergibt sich für mich die Notwendigkeit, die Cleats tendenziell ganz nach hinten zu schieben, um eben diese Last zu verringern. Hinzu kommt, dass sich durch Verschieben der Cleats nach hinten, die Möglichkeiten, Druck auf das Pedal in der vortriebswirksamen Phase auszuüben, deutlich verbessert, weil eben mehr Anteile des Fuß über der Pedalachse sitzen und nicht nur der Vorfuß wie bei ganz nach vorne geschobenen Cleats.

Götz Heine, der Erfinder der sog. Mid Cleat-Position, also der Positionierung der Cleats unter dem Mittelfuß hat auf seiner Website ein entsprechendes Diagramm dargestellt, dass die Vorteile der Mid Cleat-Position zeigen. Das Prinzip ist jedoch auch das Gleiche, wenn man mit herkömmlichen Cleats, aber so weit hinten wie möglich montiert, unterwegs ist.

http://www.biomac.biz/die-y-serie/tretpiktogramm/

Doch schlimmer gehts immer, denn auf Rückfrage unter meinen Athleten, haben leider einige bemerkt, dass die sog. Profi-Fitter sich teilweise nicht mal die Cleat-Position angeschaut haben. Die Einstellung der Platten ist aber absolut elementar, denn dadurch ergeben sich erst andere Parameter wie Sattel- und Lenkerhöhe. Da muss ich mir leider schon an Kopf fassen und mich fragen, nach welchen Kriterien denn die Sitzposition bestimmt wird. Per Würfeln oder Raten?

Ähnlich wie im Trainingsalltag, muss man wohl sagen, dass sich der Habitus „all the gear- no idea“ auch unter den Fittern breitmacht. Was nützen die aufwendigsten Tools wie Retül, Druckmessplatten in Schuhen und auf dem Sattel, wenn die Basics in Sachen Biomechanik offensichtlich nicht erfasst wurden. Für mich ist der Einsatz solcher Tools oftmals Augenwischerei und soll über manche Lücken im Bewegungsverständnis hinwegtäuschen. Wer dann für solch eine Arbeit auch noch einen stattlichen Betrag einfordert, den darf man dann doch auf irgendeine Weise als Scharlatan bezeichnen.

In den diversen Trainingslagern, die ich über die letzten Jahre, u.a. zusammen mit Lothar Leder, veranstaltet habe, haben wir schon so oft die Sitzhöhen und Cleat-Positionen während des Trainings verändert., wenn wir gemerkt haben, dass manche Athleten schlichtweg kein Druck aufs Pedal bekommen haben durch eben eine falsche Cleat-Position, was zur Folge hat, dass die Veränderungen direkt gespürt und unter Realbedingungen umgesetzt werden können.

Ums Abzukürzen: Ich kenne nicht alle Fitter Deutschlands und kann nur die Arbeit derer beurteilen, die ich per Foto meiner Athleten geschickt bekommen hab. Uneingeschränkt empfehlen kann ich aktuell IQ Athletik in Frankfurt, Bikerite in Bad Vilbel und Cyclefit in Bensheim.

Wer Kunde eines Radladens ist, dessen Besitzer oder Verkäufer ehemaliger oder aktiver Rennfahrer oder Triathlet ist, wird wahrscheinlich sehr oft besser beraten als bei so manchen Fitting-Institut, wenn der Fitter eben keinen blassen Dunst von seiner Tätigkeit hat.

Hier einige Links, die das Thema aufgreifen:

https://trisutto.com/cleat-positions/

http://www.joefrielsblog.com/2014/11/midsole-cleats-and-pedals.html

http://www.trainerexperten.com/pedalplatten-die-mittelfusposition/

http://www.jsc-journal.com/ojs/index.php?journal=JSC&page=article&op=view&path%5B%5D=14

Die nachfolgende Studie kam jedoch zum Ergebnis, dass es keine signifikanten Verbesserung im Radfahren und Laufen auf der olympischen Distanz gäbe.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=cycling+shoe+cleat+position

Wäre interessant, wenn es mal eine Untersuchung zum Thema für die Langdistanztriathleten gäbe, das Ergebnis kann ich mir schon ganz gut vorstellen.

Hier noch eine Collage aus einigen Bildern, die mir über die letzten 4 Wochen zugeschickt wurden.

Cleat Collage

Ergebnisübersicht 2016

Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu. Zeit also, die zurückliegende Saison  aufzuarbeiten.

Zuerst möchte ich hier die Rohdaten präsentieren, die statistische Auswertung des Ganzen folgt dann in den kommenden Tagen. Wie ihr sehen könnt, ist das nämlich mit knapp 650 Rennen in 2016 doch recht viel Arbeit und das ist auch gut so;-)

fullsizerender

ergebnisspiegel-26-10-15-31-11-2016

 

All World Athlete Ranking 2016

Die letzten Ironman- Rennen 2016 sind Geschichte, Zeit um einige Age-Grouper Rankings meiner Sportler zu analysieren. Ich hab jetzt mal alle Sportler entsprechend markiert, die in ihrer jeweiligen AK national oder global auf der 1.Seite gerankt werden.

Zuerst das vermeintlich schwächere Geschlecht.

f18-70-3f30f35

f40f40-global

f45f60

 

Hier die starken Buben:

m25-70-3m45m60

 

Freue mich jetzt schon auf die 2017er-Saison mit jetzt schon 5 qualifizierten Athleten in Hawaii vertreten zu sein, das Triclub Ranking 2016 steht noch aus.