28. Dezember 2020 Mario Schmidt-Wendling

2020- eine etwas andere Saison

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Zeit, diese sehr seltsame Saison aufzuarbeiten und “Kassensturz” zu machen, denn trotz der Lockdowns und Rennausfällen gab es am Ende doch noch 128 Wettkampfleistungen zu würdigen.

Wir starten mit den harten Fakten, einige Highlights möchte ich rausstellen.
1X Europameister Duathlon durch Jörg Stehle
1x Europacup-Podium durch Scott McClymont
1x Weltcup- Qualifikation durch Scott McClymont
2x 70.3-WM-Slots durch Harald Mechler und Jörg Stehle
1x Langdistanz-Gesamtsieg durch Astrid Werner
usw.

Learnings aus 2020:
– Ziele sind extrem wichtig, um die Motivation hochzuhalten. Wenn man jedoch den Prozess bzw. die Leistungsentwicklung als Ziel versteht, kann die Trainingsarbeit auch bei fehlenden Wettkämpfen Spaß machen und produktiv sein
– Sportler sind Menschen mit unterschiedlicher Herangehensweise in Krisensituationen
– ein Trainingsplan kann Halt, Sicherheit und Struktur in einer völlig unübersichtlichen und chaotischen Situation geben
– schriftliche Kommunikation unterliegt 1:1-Gesprächen ganz klar
– nicht jede Trainingschallenge, die in den Sozialen Medien kursiert, ist für jeden Sportler geeignet bzw. generell als sinnvoll einzustufen.
– eine “etwas längere Leine”, also eine bewusst freiere Gestaltung des Trainingsplans durch den Athleten kann funktionieren, ist aber nicht bei jedem anwendbar, denn ansonsten artet das schnell in suizidales Gemetzel aus.
– Zugseil- bzw. Vasa-Training kann die Muskulatur des Schwimmens halbwegs aufrecht halten. Als grober Mittelwert würde ich 8-9Wochen Trainingszeit zum Wiedererlangen des schwimmerischen Vor-Lockdown-Niveaus einordnen
– HRV-Werte spiegeln das hohe Stressmoment in den Monaten April und Mai wieder
– Schwimmtraining hat nicht nur den Effekt der Leistungssteigerung im Wasser, sondern (durch den hydrostatischen Druck) eine regenerative Wirkung auf die Beinmuskulatur
– eine ungünstige Arbeitsplatzergonomie im Homeoffice kann zu haltungsbedingten orthopädischen Problemen führen

Zahlen aus der Trainerarbeit 2020:
– erhaltene emails (Stand 28.12.) 56789
– Anzahl der Zoom-Meetings: 377

Für mich persönlich war 2020 sehr ereignisreich. So konnte ich das Manuskript zu meinem Buchprojekt mit fast 400 Seiten Umfang fertigstellen und im Frühjahr unser Haus komplett entkernen, so dass wir dieses am 19.12. noch vor dem Jahreswechsel beziehen konnten. Im Januar konnte ich die Ausbildung zur A-Lizenz Langdistanz der DTU abschliessen und habe mich in der zweiten Jahreshälfte intensiv mit dem Thema Hitzeadaptation beschäftigt. Weil das alles nicht genug ist, haben wir im Oktober/November noch die Plattform von Xhale hin zu Today’s Plan gewechselt. Danke an Dennis März un Cameron Good für euren Support!
Ein weiteres persönliches Highlight stellen die Aufnahmen für den Coaches Corner-Podcast für Pushing Limits dar. Generell ist es sehr beeindruckend, wie man sich unter den Coaches in Deutschland austauscht, sich auch in der aktuellen Zeit unterstützt und gegenseitig hilft. Gerade in der Zeit des Social Distancing ist dieses Zusammenrücken eine wahre Wohltat.

Fazit:
Das Corona-Jahr 2020 stellt für alle Menschen eine immense Stressbelastung dar. Rennabsagen oder auch das mehrfache Verschieben der Renntermine sind für beide Seiten, also für Athlet und Trainer, problematisch, da die Planungsgrundlage komplett wegfällt und man gedanklich in eine Hab-Acht-Stellung zurückgehen muss. Wer es jedoch schafft, in solch einer Krisensituation auf die jeweiligen Herausforderungen zu reagieren und zu adaptieren und sich nicht vom eigentlichen Prozess der langfristigen Leistungsentwicklung abbringen lässt, wird solche Phasen mit Bravour meistern. Wer als Athlet seine Schwächen erkennt und die aktuelle Periode nutzt, um an seinen Defiziten zu arbeiten, wird gestärkt daraus hervorgehen. Reagieren und adaptieren haben seit je her das Überleben der Menschheit gesichert und genau so werden wir auch diese Krise, sowohl im Globalen als auch im Mikrokosmos Sport, meistern. Ich wünsche euch allen alles Gute für das kommende Jahr mit all den Herausforderungen, die es anzugehen gilt. Bleibt gesund!