10. Oktober 2019 Mario Schmidt-Wendling

Die Gefahren des Kona-Hype

Die Gefahren des Kona-Hype

Das wichtigste Rennen des Jahres steht vor der Tür.

Zeit, sich den Gefahren des Hype um den Ironman Hawaii anzunehmen.

Als Triathlet kann man sich aktuell nicht entziehen, auf allen Kanälen wird man mit Bildern und Videos aus Kona beballert. Mittlerweile hab ich das Gefühl, dass mehr social media-Beauftragte als Athleten auf Big Island sind. Gefühlt jeder Profi hat seine eigene Video-Coverage am Start. Eigentlich eine gute Sache, denn so kann man am Leben der Profis teilhaben.

Allerdings zieht das auch gewisse Konsequenzen für Age-Grouper nach sich.

Seit Jahren kann ich nach Kona immer wieder beobachten, welche Energie das Rennen für Triathleten, die zu Hause geblieben sind, ausstrahlt.

Urplötzlich wird der Trainingsumfang in der zweiten Oktoberhälfte gesteigert, Spacer werden aus den Vorbauten genommen, um eine aerodynamischere Sitzposition zu erzielen. Viele Athleten stellen sich selbst auf den Prüfstand, ändern drastisch ihre Essensgewohnheiten und sind rege dabei, die letzten Prozentpunkte an Leistung im Oktober und November zu finden.

Doch, Moment, wann finden eigentlich die nächsten Wettkämpfe statt? Stimmt, im Sommer des nachfolgenden Jahres, also noch ausreichend Zeit, Veränderungen vorzunehmen und Leistung aufzubauen.

Ich kann immer wieder, auch beim Blick auf diverse Strava-Konten, feststellen, dass die Post-Kona-Euphorie durch zu krasse Änderungen im Trainingsregime wie die berühmten Seifenblasen zu platzen scheinen. Ich würde die durchschnittliche Euphorie-Phase auf 6-7 Wochen beziffern, danach fallen viele Sportler in eine Art Loch. Wer im Sommer ebenfalls das Thema Kona-Quali angehen möchte, ist gut beraten, es nicht im Oktober und November trainingstechnisch zu übertreiben. Ein „Vortrainieren“, wie es manche Athleten sich gerne wünschen, ist nicht möglich. Stattdessen kann und sollte man sich selbst hinterfragen, welche Veränderungen man anstrebt, um schneller zu werden. Es gilt, diese Punkte zu sammeln und nach und nach ins Leben als Triathlet zu implementieren. Wer von Heute auf Morgen sein bisheriges Konzept um 180 Grad dreht, läuft Gefahr, diese Reize nicht adäquat zu verarbeiten. Die Folgen können Überlastungen, Verletzungen, Übertraining, hormonelle Dysbalance zwischen Testosteron und Cortisol und „Sport-Burn out“ sein. Überlegt euch lieber, welche Maßnahmen zu welcher Zeit Sinn machen, besprecht das mit euren Trainern oder denkt selbst mal drüber nach, denn Erfolge stellen sich nicht über Nacht ein.

Sie sind immer eine Folge von smartem und kontinuierlichen Trainings!

Kleine Randnotiz von meiner Seite:

Die Anzahl derer, die mittlerweile nach Kona fliegen, aber keine Athleten, Familienangehörige oder Supporter/Coaches sind, nimmt von Jahr zu Jahr zu. In Zeiten, in denen nur noch ein gewisser Donald T. glaubt, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist, sollte man sich vielleicht einmal selbst hinterfragen, ob das sein muss. Grotesk wird es eigentlich dann, wenn man sich gleichzeitig vegan ernährt, um den Planeten zu retten. Es steht mir nicht zu, darüber zu bestimmen, wer seinen Urlaub wo verbringt, aber irgendwie musste ich es dennoch loswerden. 

So, genug gemeckert. Lasset die Spiele beginnen und würdige Sieger am Ende hervorbringen!

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