von Geri Tallafuss
Es erfüllt mich natürlich mit Freude, dass in Zeiten der Ironman-Label-Dominanz, einer der traditionsreichsten Triathlons Österreichs wieder einen Teilnehmerrekord verbuchen konnte.
Gerade jetzt, wo man auch immer wieder sieht, wie schwer es „kleine“ Veranstalter haben, zum Einen attraktiv zu bleiben, zum Anderen einigermaßen wirtschaftlich zu arbeiten, und nicht zu Letzt, auch das nötige Maß an Sicherheit zu garantieren. Die Österreichischen Behörden tun dabei ihr Übriges und legen den Veranstaltern immer mehr und mehr Steine in den Weg. Umso höher wertzuschätzen ist es, dass es einen Bewerb nun schon 30 Jahre (!!!) gibt.
Podersdorf nimmt dabei in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein: Ich habe das Gefühl, dass der Raum zwischen Hass und Liebe bei keinem Bewerb so weit auseinanderklafft wie im schönen Burgenland. Die Einen sind jahrelange Serientäter, lieben das familiäre Flair und natürlich auch die bedeutend humaneren Startgelder und schätzen gerade das am Austria-Triathlon, dass eben die große Marke Ironman nichts damit zu tun hat.
Die Anderen könnte man unter keinen Umständen davon überzeugen je am größten See Österreichs an den Start zu gehen. Immerhin wird einem der plakative Satz „You are an Ironman“ nicht um die Ohren geworfen. Und bei Startgeldern unter 500€ hat man ja auch nicht wirklich das Gefühl eine Langdistanz bestritten zu haben. Klar- beim posen vor Unbeteiligten macht es sich natürlich besser, wenn man sagen kann, man hätte einen Ironman gemacht und nicht „einfach nur eine Langdistanz“. Das bringt Einen ja sonst schon in Erklärungsnot 😉 Wohl eher ein gesellschaftliches Problem der Sucht nach Anerkennung, das sich da erkennen lässt. Ein Ironman 70.3 ist ja selbstverständlich auch viel anstrengender, härter und vorzeigbarer, als einfach eine Mitteldistanz zu machen – das kann ja schließlich jeder…*Ironie-Ende*.
Diese Punkte spielen dem Platzhirsch Ironman natürlich in die Karten und garantieren ausverkaufte Rennen und das wiederum viele Zuschauer an den Strecken. Umso erfreulicher sind die diesjährigen Starter-Zahlen in Podersdorf – man ist und bleibt also konkurrenzfähig.
Nicht zuletzt charakteristisch für Podersdorf ist natürlich der Neusiedlersee. Ein Fluch und Segen zugleich. Für Anfänger im Triathlon, definitiv ein Segen: Ein Massenstart im offenen Gewässer – das ist schon mit die größte Ursache für das mulmige Gefühl vorm Start des ersten Triathlons. Wenn man da nun die Gewissheit hat, dass man im Zweifelsfall einfach stehen bleibt und (mehr oder weniger) festen Boden unter den Füßen hat – ja , dann nimmt das schon mal viel Anspannung.
Den Fluch merkt man gerade jetzt bei den hohen Starterzahlen noch deutlicher. Das seichte Wasser lädt viele zum Gehen statt zum Schwimmen ein und so verzerrt der Bewerb natürlich signifikant. Klar kann man den Athleten kommunizieren, dass der Inbegriff eines Schwimmbewerbs das Schwimmen ist, aber in Zeiten, wo die Draftingregel schon 2/3 der Starter völlig überfordert, ist natürlich auch nicht zu erwarten, dass dann im Wasser alle Schwimmen.
Einige haben sich offenbar mit zusätzlichen Laufkilometern so gut auf den Schwimmbewerb vorbereitet und dann – mehr oder minder – die ganze Strecke wandern… Naja.. wer spezifisch trainiert ist natürlich immer klar im Vorteil. Sinn der Sache kann das aber schlussendlich nicht sein.
Natürlich es ist eine gewisse Befriedigung, wenn so mancher, der normalerweise 1h05 auf 3,8km schwimmt, plötzlich 54min auf der Uhr abliest. Wie sehr das aber tatsächlich mit dem eigenen Gewissen zu vereinbaren ist, bleibt ebenso demjenigen selbst überlassen, wie der Schallmauer-durchbrechende-Radsplit der in der Gruppe gefahren wurde. Die Zeit unter fairen Bedingungen zu reproduzieren kann sich aber dann schnell zur Lebensaufgabe entwickeln… Naja, jedem das Seine…
(Quelle: trinews.at)
Schade ist natürlich, dass die wandertagsähnlichen Fotos nun im Netz kursieren und eigentlich nicht die beste Werbung sind.
Die Veranstalter haben bereits darauf reagiert und Maßnahmen für nächstes Jahr angekündigt. Wie die genau aussehen – darauf darf man gespannt sein, aber es ist ja schon positiv zu erwähnen, dass man sich dem Problem annimmt.
In Wahrheit ist der durchaus wachsende Mangel an Fairness ja ein Problem, das viele – wenn nicht sogar alle – Bewerbe betrifft (man denke an die Bilder aus Klagenfurt oder Barcelona). Podersdorf bietet dem Ganzen nur leider neben dem Radfahren auch noch eine zweite Angriffsfläche.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach der Lösung des Problems… Seitens der Veranstalter meint man ja, man will die Teilnehmer kennzeichnen. Ich kann mir das nur über eine groß aufgedruckte Startnummer auf der Badekappe vorstellen. Aber dann…? Wie soll es weitergehen? Wieviele Kampfrichter sind nötig? Zumeist hat man ja schon deutlich zu wenige um ein faires Radfahren zu gewährleisten. Und weiter, wie nahe müssen die an den Sportlern dran sein um die Nummern zu sehen und sie zu notieren? Was macht man mit denen, die die Badekappe „verlieren“?
Jede Menge Fragen – mir fehlen sowohl Antworten als auch Lösungsvorschläge, vielleicht hat ja jemand von Euch die ein oder andere Idee. Fairness, die von den Startern selbst ausgeht, bleibt wohl naiver Wunschgedanke…
Geri